Seit diesem Sommer bin ich Lastenrad-Besitzerin und ganz und gar verliebt. Das Modell „Curve Mountain“ aus dem Hause Babboe erleichtert mir meinen Alltag immens und weil ich mich schon seit Jahren durch Erfahrungsberichte zu solchen Rädern durchs Netz lese, will auch ich hier heute meinen ersten Eindruck nach den ersten 150km schildern und hoffentlich einige offenen Fragen beantworten. Los geht’s!

Warum ein Lastenfahrrad?
Es gibt viele Gründe, kein Auto zu fahren. In meinem Fall ist es tatsächlich Furcht. Ich habe nach meinem Führerschein die Gelegenheit verpasst, Fahrpraxis zu gewinnen und mit mehreren Kindern im Auto bedeutet das für mich doch etwas mehr Stress als ich ertrage. Unterwegs mit 5 Kindern zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Bus ist gut möglich, aber bisweilen doch umständlich. Ein Lastenrad schien mir schon immer eine gute Idee, allerdings wohnen wir an ein einem steilen Berg und jede Recherche und Beratung in den vergangenen Jahren ergab, dass die Motoren dieser Belastung nicht Stand halten.

Da stieß ich auf Babboe und das Modell „Curve Mountain“. Der leistungsstarke Yamaha-Motor verspricht eine Reichweite von 60km oder aber das bewältigen auch steiler Berge. Nachdem ich die technischen Daten dem Fahrradmechaniker meines Vertrauens vorgelegt hatte und von ihm das „Go“ bekam, musste ich dem Rad einfach eine Chance geben.
Das Kennenlernen
Gesagt, getan. Ich habe mich für das Modell mit hölzerner Kiste entschieden, als Zubehör wählte ich die gepunkteten Sitzbänke (#punktegehenimmer !) und das graue Regendach.
Das Rad wurde von einer Spedition direkt zu mir nach Hause geliefert. Dankenswerter Weise konnte ich telefonisch einen Wunschtermin ausmachen und musste nicht tagelang Wache halten. Bei mir angekommen habe ich es zuerst von oben erwähntem Mechaniker einmal durchsehen lassen, nur zur Sicherheit, dass nach dem Transport auch alles am rechten Fleck sitzt. Außerdem konnte ich mir so zusätzlich zur Lektüre der Anleitung das ein oder andere persönlich erklären lassen. Ich habe ein paar Runden auf dem Sattel und als Testobjekt in der Kiste sitzend gedreht, bevor ich mich an die erste längere Fahrt gewagt habe.

Das Fahrgefühl ist schon sehr anders als auf einem normalen Zweirad. Die Wendekreise müssen anders kalkuliert werden und ich musste Vertrauen in die Tatsache fassen, dass ich die Kiste problemlos über Bordsteine manövrieren kann (was ehrlich überraschend gut geht!). Vor allem wenn die Straße sich leicht neigt, überträgt sich die Schräglage auf den Fahrenden, auch daran muss man sich gewöhnen. Ich war jedoch überrascht, wie schnell sich das alles natürlich anfühlt. Wenn man anschließend auf einem Zweirad sitzt, fühlt sich das total seltsam an. Ein guter Beweis dafür, wie schnell man sich ans Lastenradfahren gewöhnt.
Schließlich war ich bereit für die große Premiere: Die erste Schulrunde mit Lastenfahrrad!
Der Praxistest
5 Kinder morgens aus dem Haus zu schaffen ist eine Aufgabe für Fortgeschrittene, 5 Brotdosen, meterhohe Klamottenstapel und diverse Dramen inklusive. Der Große besucht mittlerweile die weiterführende Schule und fährt selber, wünschte sich für die ersten Tage aber Begleitung. Kein Problem, auf dem Weg zu Grundschule und Kindergarten ist das nur ein kleiner Schlenker. Also Helme auf, Gurte angelegt und ab ging die Fahrt! Die Kinder waren vom Abenteuer begeistert, ich von der Tatsache, dass das Rad sich mit beladener Kiste noch komfortabler fährt und die Bremsen halten, was sie versprechen. Die Tatsache, alle Kinder auf dem Garagenhof bzw. an Kita und Hort einladen zu können, sie anzuschnallen und egal wo, sogar in der Innenstadt, erst direkt am Zielort wieder freizulassen ist ein immenser Gewinn für meine Abläufe! Kein Durch-den-Bus-Gerenne, kein Trödeln unterwegs und an die Autofahrer: Kein Parkplatzgesuche, kein Umdrehenmüssen wegen kleiner und großer Dramen, jederzeit direkte Kommunikation. Für mich die absolut perfekte Fortbewegungsmethode!

Das Fahrgefühl
Anders als die meisten Leute mit denen ich spreche vermuten, fährt sich das „Curve Mountain“ auch ohne Motorunterstützung überraschend komfortabel, nicht anstrengender als ein normales Fahrrad mit Kindersitz hinten etwa. Bergab oder in der Ebene verzichte ich bewusst auf den Motor, um Akku zu sparen. Eine grandiose Hilfe ist dabei die Nuvinci-Gangschaltung. Diese kann stufenlos reguliert werden, und zwar selbst dann, wenn das Fahrrad steht. Um anzufahren muss man also ohne Motor lediglich den Tretwiderstand etwas reduzieren, dann ist Anfahren auch bei fast maximaler Beladung kein Problem. Was nicht geht, ist im Stehen fahren. Dabei zieht man zu sehr am Lenker, die Lenkbewegungen werden jedoch sehr direkt auf die Kiste übertragen und man kommt ins Schlingern. Das lässt sich über vorausschauendes Verwenden der Gangschaltung jedoch hervorragend kompensieren und stellt für mich keinen Nachteil dar.

Beim Einfahren in Kurven bremse ich stets deutlich ab, was mir einfach mehr Sicherheit gibt. Mit den Kindern im Rad hatte ich jedoch nie das Gefühl, ich würde kippen, wie es mir im Vorfeld wiederholt von Skeptikern „angedroht“ wurde. Gefühlvolles Fahren ist jedoch wirklich empfehlenswert.
Was ich sehr zu schätzen weiß ist die Feststellbremse. So kann ich das Rad, drei Räder und einrastende Bremse sei Dank, auch am Berg arretieren, beispielsweise um Streit zu schlichten, Taschentücher zu reichen oder meine Jacke auszuziehen. Das wäre mit einem Zweirad und Anhänger oder ganz Kindersitz nicht denkbar.
Die für mich angenehme Fortbewegungsgeschwindigkeit liegt um die 20km/h. Bergab habe ich auch schon ca. 30km/h erreicht, das ist für mich aber auf jeden Fall nur in der Geraden und auf leeren, ebenen Straßen vorstellbar. Ohne Motor in der Ebene erreicht man bequem um die 15km/h, bei maximaler Motorbelastung bergauf mit 4 Kindern komme ich immerhin noch auf 6-8km/h. Ich bin positiv überrascht, wie gut das Fahrrad die Steigung bewältigt. Wenn man dann vergisst, den leeren Akku aufzuladen, dann kommt man auch in den Genuss, es ohne Unterstützung zu versuchen. Das ist anstrengend, aber tatsächlich machbar! Bei meinen Voraussetzungen (Berg, 4Kinder von knapp unter maximaler Zuladung) reicht der Akku etwa 3 Tage. Er ist binnen weniger Stunden aufgeladen, optimaler Weise macht man das über Nacht, man muss eben nur dran denken, haha.
Das Regendach

Die Kinder haben das Cabriofahren ohne Verdeck sehr genossen, mögen das geschütztere Fahren mit installiertem Regendach aber auch sehr. „So wird nur Mama nass!“ stellten sie korrekt fest. Haha, zum Glück ist Mama nicht aus Zucker und da ganz unempfindlich. Schwieriger wäre es, die ganze Schar mit adäquater Regenkleidung zu versorgen, das bleibt mir so erspart. Außerdem schützt das Dach auch vor Wind oder Sonne, wobei es dafür auch ein spezielles Sonnenschutzdach gibt.
Das Regendach wird wie ein Zelt über einzusteckende Stangen aufgespannt und mit Gurten befestigt. Das dauert keine 5min und ist jederzeit reversibel. Beidseits gibt es Einstiege, die wahlweise mit Reißverschlüssen verschlossen oder aufgerollt mit kleinen Schnallen fixiert werden können. Sehr praktisch ist dabei auch der Klettverschluss auf dem Dach und an der Außenseite Einstiege, der die Klappen auf dem Dach fixiert und den Weg zum Einsteigen frei macht. Eine rundum durchdachte Lösung.
Mein Fazit
Ich bin mittlerweile über 150km in wenigen Wochen mit meinem „Curve Mountain“ unterwegs gewesen und liebe es jeden Tag mehr. Das Einzige, was ich bedauere, ist, dass ich nicht schon viel früher ein solches Rad besessen habe! Natürlich sind die Anschaffungskosten eher hoch, verglichen mit einem Auto jedoch vor allem im Unterhalt extrem preiswert. Und ich finde, ein solches Fahrrad kann ein Auto vor allem in der Stadt sehr wohl ersetzen. Neben dem Transport der Kinder eignet es sich optimal für den Großeinkauf oder jede andere Transportfahrt.

Was ich dringend noch brauche und jedem beim Bestellen empfehlen würde, ist ein Gepäckträger. Die Ranzen sind doch sehr raumgreifend, aktuell trage ich einen auf meinem Rücken und hänge einen innen an den Lenker, optimal ist das aber nicht. Zum Glück lässt sich so ein Gepäckträger passend dazu bestellen und bei Bedarf auch nachrüsten.
Des Weiteren würde ich darauf achten, ein solches Fahrrad regelmäßig professionell warten zu lassen. Je größer die Belastung, desto größer der Verschleiß, das weiß ich aus 8 Jahren eBike-Fahren am Berg.
Jetzt fehlt uns nur noch ein Name für das “Curve Mountain” damit es ein vollwertiges Familienmitglied wird. ich hoffe, die Kinder können sich auf den nächsten 100km einigen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, das sorgte schon für hitzige Debatten, hahaha.
Vielleicht können meine Erfahrungen dem ein oder anderen bei seiner Entscheidung weiterhelfen. Ich werde berichten, welche Abenteuer die Rasselbande und ich mit dem Rad noch so alles erleben werden!
Seid lieb gegrüßt,
Eure Pauline
Hallo Pauline, gratuliere zum tollen neuen Lastenesel ;). Wir haben auch das Curve Mointain, mittlerweile mit 1200km, und es lässt sich auch hochschwanger noch gut fahren. Was mich manchmal nervt, sind rücksichtslose andere Verkehrsteilnehmer, die denken, man nimmt extrem viel Platz ein der einem nicht gehört. Da wird gehupt, gepöbelt usw. Unsere 3 Kinder (1,3,6, Jahre) lieben es, mit Mama oder Papa durch die Gegend zu flitzen. Wir haben so schon eine Menge CO2 eingespart, und verstopfen nicht die Straßen und in unserem Veedel sind morgens mind. noch 4 andere Lastenräder unterwegs. Ich bin sehr froh, dass die Leute langsam anfangen, nachzudenken und nicht immer sofort Zweit- und Drittwagen kaufen.
Hallo Pauline,
danke für deinen ausführlichen Bericht 🙂
Bei uns wird definitiv kein Babboe angeschafft. Das lohnt sich bei uns nicht (Stadt, nur Gerade, 1 Kind).
Allerdings habe ich auch etwas “Angst” mit dem Fahrrad in der Stadt.
Als Fußgänger ist es hier im Viertel schon nicht so schön. Und wenn ich sehe welche Probleme Fahrradfahrer hier (Dresden) ständig haben, verzichte ich lieber auf das Fahrradfahren, zumindest auf dem Weg zur Kita/ Arbeit.
Viele Grüße
Lisa
Liebe Pauline,
wir hatten jetzt 4 Jahre lang ein Babboe Curve E. Es hat uns als Kindergartentaxi hervorragende Dienste geleistet. Seit drei Wochen haben wir das Babboe gegen ein Lastenrad von Gomier eingetauscht weil dieses einen Mittelmotor hat (so wie dein Mountain auch) und wir mittlerweile täglich mehrere Kilometer damit zurücklegen. Genau wie Du habe ich zwei große Kinder und meine Zwillinge in der Kiste und auch ich liebe die von Dir genannten Vorteile. Allen voran das Streitschlichten 😉
Bei uns heißt das Gute Stück einfach nur das “fiets” abgeleitet von bakfiets.
Viel Spaß mit dem tollen Gefährt.
Liebe Grüße
Yvonne